RESCH Merkblatt 01
Ladungssicherung im Pkw und Kleintransporter
Ladungssicherung ist eine wichtige Voraussetzung für die Sicherheit im Straßenverkehr. Täglich transportieren wir Material, Waren und Werkzeuge. Zu den eingesetzten Fahrzeugen gehören meist Pkw, Pkw-Kombis und Kleintransporter. Auch Anhänger werden genutzt, um Ladegüter zu befördern. Im Straßenverkehr können kritische Situationen eintreten, die eine Notbremsung oder das plötzliche Ausweichen vor einem Hindernis erfordern. Dabei zeigt sich, welche enormen Kräfte auf die Ladung wirken. Ist diese nicht oder unzureichend gesichert, kann das Ladegut kippen, rollen, verrutschen oder vom Fahrzeug herabfallen. Das Fahrzeug selbst kann außerdem durch unkontrollierte Bewegungen des Ladeguts beschädigt werden. Nicht zuletzt deshalb besteht eine große Verletzungsgefahr für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Um dies zu vermeiden, muss die Ladung immer gesichert sein.
Grundsätzliche Laderegeln
Ladungssicherung beginnt mit der Bereitstellung des richtigen Fahrzeugs. Bei der Beladung des Fahrzeugs dürfen die zulässige Nutzlast und die Achslasten (siehe Fahrzeugschein) nicht überschritten werden. Schwere Ladegüter sind möglichst niedrig zu verstauen. Dadurch wird der Gesamtschwerpunkt tief gehalten; das Fahrverhalten bleibt stabil. Ladung auf dem Dachgepäckträger zu transportieren sollte vermieden werden. Sofern nicht zu vermeiden, dürfen nur leichte Gegenstände auf dem Dach befördert werden. Unter Berücksichtigung der zulässigen Dachlasten muss die Ladung eigens gesichert sein, beispielsweise mit Zurrgurten. Kleinteile können meist nicht einzeln gesichert werden. Daher sind sie in einer stabilen Transportkiste, am besten verschließ- und stapelbar, zu befördern. Die Kisten wiederum können dann lückenlos verstaut und ggf. mit Zurrmitteln fixiert werden.
Vermeiden Sie es, Werkzeuge und dergleichen im Fahrgastraum zu transportieren. Material zur Beförderung gehört weder auf den Beifahrersitz noch auf die Rücksitzbank. Laden Sie das Ladegut in den Koffer- bzw. Laderaum des Fahrzeugs. Am effektivsten ist das Heranladen der Güter an die Stirn- oder Trennwand. Aber das reicht natürlich nicht aus. Denn nicht nur die Sicherung nach vorne ist wichtig, sondern auch die zu den Seiten und nach hinten.
Merke:
Ladung ist so zu sichern, dass sie sich nicht bewegen kann. In Fahrtrichtung treten die größten Beschleunigungskräfte auf. Aber die Ladung muss auch in alle anderen Richtungen ausreichend gesichert sein.
Reibung hilft bei der Ladungssicherung
Die Reibung zwischen Ladung und Ladefläche bewirkt eine gewisse Selbsthemmung. Niedrige Reibungskoeffizienten sorgen dafür, dass die Ladung bereits bei geringen Verzögerungen bzw. Beschleunigungen in Bewegung gerät. Daher sollte die Reibung immer möglichst groß sein. Eine hohe Reibung zwischen den Materialpartnern wird durch die Verwendung von Antirutschmatten erreicht. Diese besitzen meist einen Reibbeiwert μ (sprich: mü) von 0,6. Das entspricht einer Reibung von 60 % bezogen auf die Ladungsmasse. Der größte Anteil der erforderlichen Sicherung wird dadurch bereits erbracht. Aber Vorsicht: Als alleinige Sicherung sind Antirutschmatten nicht zulässig. Es müssen zusätzlich Zurrmittel verwendet werden, um die Sicherung zu vervollständigen.
Zurrmittel richtig einsetzen
Zu den Zurrmitteln zählen textile Gurte, Stahldrahtseile und Rundstahlketten. Naturseile, Stricke und Rödeldraht sind zur Sicherung der Ladung nicht geeignet. Meistens werden textile Zurrgurte eingesetzt. Sie sind einerseits kostengünstig und andererseits einfach zu benutzen. Jeder Zurrgurt besitzt ein Etikett, mit folgenden wichtigen Informationen:
• normale Handkraft (SHF = Standard Hand Force)
• Vorspannkraft der Ratsche (STF = Standard Tension Force)
• maximal zulässige Zugkraft (LC = Lashing Capacity)
Die europäische Norm für Zurrgurte ist die DIN EN 12195 Teil 2. Diese legt für alle handelsüblichen Zurrgurte eine Handkraft von 50 daN (entspricht etwa 50 kg) fest. Durch diese Handkraft erreicht der Anwender eine Vorspannung (STF) von einigen 100 daN. Beim Niederzurren drückt die Vorspannkraft die Ladung auf die Ladefläche und verhindert so das Rutschen. In der Regel müssen mehrere, für freistehende Güter immer mindestens zwei Zurrgurte eingesetzt werden. Zudem muss das Fahrzeug geeignete Zurrpunkte besitzen, damit der Zurrgurt ordentlich mit dem Fahrzeug verbunden werden kann. Sollten Zurrpunkte fehlen, können diese leicht durch eine Fachwerkstatt nachgerüstet werden. Die Zugkraft (LC) des Zurrmittels kann bis zu 2,5 t betragen. Aber diese enormen Kräfte dürfen nur für das sogenannte „Direktzurren“ veranschlagt werden. Da das Direktzurren gegenüber dem Niederzurren jedoch eher selten angewandt wird, sollte man sich von theoretischen Möglichkeiten nicht täuschen lassen. Es kommt eben darauf an, welche Sicherungsmethode angewandt wird. Außerdem ist zu beachten, dass die auftretenden Zugkräfte die Zurrpunktfestigkeiten des Fahrzeugs nicht überschreiten.
Hinweis:
Häufig wird die Ladung durch das Niederzurren mit Zurrmitteln gesichert. Dabei wird das Ladegut mit dem Gurt überspannt und mittels Ratsche auf der Ladefläche fixiert. So wird die Vorspannkraft, die auf dem Etikett des Zurrmittels mit STF in daN (kg) angegeben ist, wirksam zur Ladungssicherung genutzt.
Blockieren der Ladung mit Hilfsmitteln
Ladegüter können auch auf andere Art und Weise gesichert werden, beispielsweise mit Klemmstangen und Ladebalken. Klemmstangen werden teilweise im Kleintransportern eingesetzt. Sie können an jeder beliebigen Stelle im Laderaum zum Blockieren der Güter genutzt werden. Aber leider ist das eine kraftschlüssige Sicherung, die nur durch die Spannvorrichtung der Klemmstange wirksam wird. Die Gummifüße der Klemmstange übertragen die Sicherungskräfte auf den Fahrzeugaufbau. Sind diese beschädigt oder verschmutzt, geht die Schutzwirkung verloren. Besser geeignet sind Ladebalken. Sie wirken formschlüssig, sind also mit dem Fahrzeugaufbau unmittelbar verbunden. Möglich machen das sogenannte „Airline-Schienen“, die eine stabile und jederzeit lösbare Verbindung zwischen dem Fahrzeug und den Ladebalken herstellen. Airline-Systeme lassen sich übrigens für die meisten Serienfahrzeuge nachrüsten. Die Nachrüstung bleibt natürlich dem Fachmann vorbehalten. Abschließend sei noch erwähnt, dass auch Regalsysteme nützlich sind. Regale sollten nicht selbst gebaut und montiert werden. Eigenbauten stellen erstens eine zusätzliche Gefahr dar (z. B. durch zersplitterndes Material) und zweitens ist der Aufwand zur Herstellung verhältnismäßig groß. Einige Fachbetriebe bieten bereits vorgefertigte Handwerkerlösungen an. Solche Systeme bzw. Regale ermöglichen ein einfaches Verstauen der Ladung, angefangen von Werkzeugen bis hin zu Leitern und sogar Gasflaschen.
Autor: Dipl.-Ing. Markus Tischendorf