Die Stimmen der Opfer
Zitatelexikon der deutschsprachigen jüdischen Zeitzeugen zum Thema:
Die Deutschen und Hitlers Judenpolitik
Auch über 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg lässt der Völkermord an den Juden Europas die Deutschen nicht los. Wie war dieses beispiellose Verbrechen möglich? Wie viele waren gleichgültig, haben womöglich sogar zugestimmt oder mitgemacht als schon bald nach Hitlers Machtergreifung Anfang 1933 die Judenverfolgung begann?
Niemand kann diese bohrenden Fragen glaubwürdiger beantworten als die Opfer selbst. Dieses Buch dokumentiert die Aussagen von rund 250 jüdischen Zeitzeugen über das Denken und Handeln ihrer nichtjüdischen Nachbarn angesichts einer Politik, die mit sozialer Ausgrenzung begann, bald in offene Verfolgung überging und mit der Deportation in die Vernichtungslager endete.
Frauen und Männer, junge und alte, liberale und orthodoxe Juden aus allen Teilen Deutschlands, aus Dörfern und aus Millionenstädten berichten über ihre Erfahrungen mit ganz normalen Deutschen, mit unpolitischen Menschen, Nazigegnern und mit überzeugten Nazis. Die hier dokumentierten Aussagen machen in erster Linie den Verfolgten selbst Ehre. Sie hätten ja allen Anlass gehabt, angesichts der unvorstellbaren Verbrechen ihre nichtjüdischen Nachbarn ohne weitere Unterscheidungen in Bausch und Bogen zu verdammen. Sie haben es nicht getan, sondern ein sehr facettenreiches Bild der nichtjüdischen Deutschen der Jahre 1933 und 1945 gezeichnet.
Deutlich sichtbar werden Unterschiede in Verbreitung und Intensität des Antisemitismus je nach Altersgruppe, sozialer Schicht, Region und Konfession. Eindrucksvoll klar wird, dass eine große Mehrheit der Deutschen die nationalsozialistische Judenverfolgung abgelehnt hat. Mit über 1.300 Fußnoten haben die beiden Politikwissenschaftler Konrad Löw und Felix Dirsch alle Angaben minutiös belegt. Entstanden ist ein aufwühlendes Buch, das Forschungslücken schließt.